Besuch von Future for Elephants bei Big Life 2017

Das Hauptquartier der Big Life Foundation befindet sich bei Makutano in einem ehemaligen Krankenhaus an der Zufahrt zum Amboseli-Nationalpark am Fuße des Kilimandscharo.

Big Life wurde 2010 von dem Kenianer Richard Bonham gemeinsam mit dem US-Amerikaner Tom Hill und dem britischen Fotografen Nick Brandt gegründet. Mit mehr als 220 Rangern und insgesamt ca. 300 Mitarbeitern, die sich hauptsächlich aus den umliegenden Maasai-Gemeinden rekrutieren, schützt Big Life über 8000 qkm Natur.

Die Organisation verfügt über mehr als 40 stationäre und mobile Rangerstationen, diverse Fahrzeuge, Flugüberwachung und eine Hundestaffel mit sechs Rangern und derzeit drei Hunden. Der Amboseli besitzt eine der letzten großen Elefantenpopulationen Ostafrikas, etwa 1700 Tiere, die jedoch durch die enge Besiedelung rund um den Nationalpark zunehmend unter Druck geraten sind. 2016 kamen 13 Elefanten gewaltsam ums Leben, wobei ein Tier der Wilderei zum Opfer fiel und neun der Dickhäuter durch die Speere von Bauern getötet wurden – auch der Tod von neun Menschen war zu beklagen.

Big Life arbeitet in enger Kooperation mit dem Kenya Wildlife Service (KWS), der den Amboseli-Nationalpark bewacht, dem David Sheldrick Wildlife Trust (DSWT), dem Amboseli Trust for Elephants (ATE) und verschiedenen anderen Organisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Projekten in Tansania eine Besonderheit. Hier kooperiert Big Life u. a. mit The Nature Conservancy.

Ein Kernthema ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den umliegenden Maasai-Dörfern, denn die Lösung von Mensch-Tier-Konflikten gilt als Schlüssel zum Schutz der Wildtiere und der Natur. Die Ranger von Big Life halten beispielsweise die Elefanten davon ab, in die Felder der Bauern einzudringen. Und mit Kompensationsprogrammen wird der finanzielle Verlust aufgefangen, sollte ein Löwe oder eine Hyäne etwa Ziegen oder Kühe reißen. Darüber hinaus führt Big Life Schulungen zum optimalen Anbauplan in der Landwirtschaft durch, lehrt im Schulunterricht den langfristigen Wert der Natur, legt Stipendienprogramme auf und veranstaltet schließlich die Maasai Olympics, die die Traditionen der Maasai in die Moderne führen sollen.

Ein weiteres Kernprojekt ist der Bau eines elefantensicheren Zaunes, der den Korridor zwischen dem Amboseli-Nationalpark, den Chuylu Hills und dem Tsavo von den Farmen trennt. Geplant sind 150 km Zaun, von denen die ersten 48 km bereits fertig sind. Seither sind die Einbrüche von Elefanten in die Felder um 90 % zurückgegangen. Ein Kilometer Zaun kostet umgerechnet ca. 10.000 US-Dollar. Man sammelt weiter Spenden für die restlichen Kilometer.

Hier ein kleiner Film zu dem Zaunprojekt (Quelle Big Life Foundation):
https://vimeo.com/254925919

Susan Bätz und ich waren als zahlende Besucher in das spartanische Gästehaus des Big Life Headquarter eingeladen und haben das tägliche Leben der Ranger und das der Mitarbeiter der einzelnen Projektgruppen miterlebt. Wir haben gesehen, wie im Radioroom die Einsätze der Ranger gesteuert werden, wie z. B. der Elefantenbulle Tim mit seinem Sendehalsband rund um die Uhr überwacht wird – und was geschieht, wenn der Einbruch von Elefanten in Farmen gemeldet wird.

Gemeinsam mit dem Offizier Josephat Saiko haben wir verschiedene Außenposten besucht, wo 24 Stunden am Tag Schlüsselpositionen im Ökosystem überwacht werden. Dazu gehörte auch eine Inspektion des Zaunes und eines Postens, der speziell zur Kontrolle des Zaunes eingerichtet worden ist.

Wir konnten zusammen mit einer Ökologin und Trainerin, die für die Fortbildungsprogramme in Schulen zuständig ist, an einer großen Schulveranstaltung teilnehmen, in der der langfristige Wert der Natur und der Wildtiere im Mittelpunkt stand. Die Kinder haben begeistert bei dem Programm mitgemacht.

Einen Tag lang haben wir die Hundestaffel bei ihrem täglichen Training begleitet. Die Hunde spielen bei der Aufklärung von Wildereivorfällen eine wichtige Rolle, insbesondere, wenn Verdächtige und Werkzeuge oder Waffen aufgespürt werden müssen. Daneben hat die Einheit aber auch eine sehr positive Funktion für die Kooperation mit den umliegenden Gemeinden, denn es wurden ebenso als vermisst gemeldete Personen oder Gegenstände wieder aufgespürt.

Darüber hinaus konnten wir an einer der regelmäßig stattfindenden Rangerschulungen zur Beweisführung bei Wilderei-Ereignissen teilnehmen. Solche Trainingseinheiten werden von KWS-Staatsanwälten abgehalten, die die Beweisaufnahme und den Umgang mit Beschuldigten erklären und vorführen, damit es am Ende auch zu Verurteilungen kommt.

Durch seinen facettenreichen Ansatz ist Big Life nicht nur erfolgreich, sondern sehr unterstützenswert – und es könnte noch viel mehr gemacht werden. Das Projekt basiert auf Spenden. Ohne Big Life dürfte es inzwischen weit weniger Raum für Wildtiere und entsprechend weniger Elefanten geben, da es auch weiterhin fast täglich zu Zwischenfällen kommt, die dank Big Life gut ausgehen.

Wir schlagen vor zunächst als kleines Projekt speziell die Hundestaffel zu unterstützen. Sollte es uns gelingen mehr Spenden zu sammeln, stehen weitere Maßnahmen auf dem Zettel.

Sehr gute Einblicke und viele weitere Informationen zu Big Life gibt es hier:
https://biglife.org
https://splashmags.com/index.php/2017/07/17/big-life-foundation-review-a-model-for-africa-and-beyond-part-i/
http://newyork.splashmags.com/index.php/2017/07/17/big-life-foundation-review-a-model-for-africa-and-beyond-part-ii/

Eine deutsche Doku über die Hundeeinheit (360° - Geo Reportage):
https://www.youtube.com/watch?v=MY6baZRwEL8

Weitere Informationen zu Big Life finden Sie in unserer Projektbeschreibung:
Projekte in Kenia - Amboseli

Bericht & Fotos: Heike Henderson
Besuch gemeinsam mit Susan Bätz