Erneutes Elefantensterben in Botswana

Neue Studie vermutet Zusammenhang mit extensiven Zäunen

Ist das massive Elefantensterben im Norden Botswanas 2020 durch die Abtrennung von Elefantengebieten durch Zäune verursacht worden? Eine nun veröffentlichte internationale Studie hält dies für möglich. Auch die erneuten Funde von bisher fünf Elefanten­kadavern in einem benachbarten Gebiet könnten mit der „Einzäunung“ der Tiere und der daraus resultierenden Elefanten­dichte zusammenhängen.

Im Rahmen einer von Prof. Rudi van Aarde von der Universität Pretoria geleiteten Langzeit-Studie wurden unter anderem auch Elefanten im Gebiet NG11/Seronga besendert, also dort, wo im vergangenen Jahr mindestens 350 tote Elefanten gefunden wurden. Die Daten zeigten, dass die Tiere sich vorwiegend innerhalb des Gebietes bewegen. Zäune im Norden und Osten sowie der tiefe Okavango im Westen blockieren die Wanderungen der Elefanten – weshalb die Populationsdichte dort mit rund 15 000 Tieren sehr hoch ist. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich auftretende Viren oder Bakterien besonders schnell ausbreiten können.

Die blockierten Wanderrouten würden verhindern, dass sich die Elefanten schnell aus einem Gebiet entfernen können, wenn dort Gefahr droht, haben die Forscher herausgefunden. Erschwerend komme in NG11 hinzu, dass es sich nicht um ein Schutzgebiet handele: Häufig komme es zu Konflikten zwischen Menschen und Elefanten.

Die definitive Ursache des Massensterbens im Jahr 2020 ist weiterhin unklar. Vermutungen zufolge waren die Elefanten an toxischen Blaualgen gestorben, die sich in austrocknenden Wasserlöchern gebildet hatten. Doch nun wurden fünf verendete Elefanten in Moremi-Naturpark in Mombo aufgefunden, mitten in einem Feuchtgebiet. Die Blaualgen-Hypothese scheint daher unwahrscheinlich. 

Zwischen dem Gebiet NG11/Seronga, in dem vergangenes Jahr so viele Dickhäuter starben, und dem Mombo-Gebiet, in dem die neuen Todesfälle auftraten, besteht eine mögliche Wanderroute für die Elefanten – die Zäune auf der Süd- und Westseite blockieren die Bewegungen der Elefanten nicht komplett. Es wäre also denkbar, dass nun eine Virus- oder Bakterieninfektion von NG11 nach Mombo getragen wurde. 

Berichten zufolge scheinen Experten der zuständigen Wildtierbehörden vor Ort zu sein, um die Kadaver zu begutachten und Proben zu sammeln. Es bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse der Untersuchungen diesmal mehr Klarheit bringen und unverzüglich veröffentlicht werden.  

Ein vielversprechender Lösungsansatz wäre es in jedem Fall, die Zäune zu öffnen und die Wanderwege der Elefanten zu sichern. Diese Maßnahmen würden sowohl die lokale Dichte der Tiere verringern, als auch den Druck auf die Vegetation und die Felder der Bauern mindern. Zudem könnte den Dickhäutern so der Zugang zu Futter und Frischwasser erschlossen werden. 

Die grenzüberschreitende Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area (KaZaTFCA) soll Korridore öffnen und ursprünglichen Lebensraum von Elefanten sichern, z.B. in Angola.

Hintergrund – Elefantenzahlen in Afrika

Elefanten sind vom Aussterben bedroht. Hauptursachen sind Wilderei (aufgrund der Corona-Krise nochmals deutlich verschärft), Elfenbeinhandel, Verlust des Lebensraums und Jagd.

Elefantenbestände in Afrika:
1900   10 000 000
1970     2 000 000
1989        600 000
2019        415 000

Und sie werden weiter dezimiert.

Botswana, das Land mit den meisten Elefanten weltweit, galt lange Zeit als sicherer Zufluchtsort für die größten Landsäuger. So berichtete Elephants Without Borders, dass Elefanten sich aus den umliegenden Ländern (u.a. aus Sicherheitsgründen) dorthin zurückgezogen haben, aber auch diese Zahlen sinken offenbar [1]. Der Umfang ist schwer zu beurteilen, weil viele Herden über die Grenzen wandern. Aber laut Great Elephant Census und dem African Elephant Status Report sind die Elefantenzahlen seit 2010 um 15% gesunken, also ist auch diese Population unter Druck [2][3].

Dass es sich in Botswana um eine (vermeintlich) hohe Populationsdichte handelt, wird von Wissenschaftlern widerlegt [4].

Quellen:

[1] National Geographic, November 2016: Elephant Refugees Flee to Last Stronghold in Africa

[2] Biological Conservation:Volume 215, November 2017: The shared nature of Africa's elephants

[3] IUCN, African Elephant Status Report 2016: An update from the African Elephant Database (PDF)

[4] Africa Geographic, August 2019: Scientists write letter to Botswana president about elephants

WEITERFÜHRENDE LINKS

Spektrum.de, 26.01.2021
Okavangodelta: Hinweise auf erneutes Elefantensterben in Botswana

Research Matters, 16.01.2021
Fencing-in of Botswana elephants could explain why 350 elephants died in one area, reveals UP-led study

Journal of African Elephants, 25.01.2021
New spate of elephant deaths in Botswana’s Okavango Delta

Oxpeckers, Dezember 2018
The world’s largest ‘paper park’

Mehr Informationen zu Botswana:
Rätselhaftes Elefantensterben in Botswana
Elefanten zum Abschuss? - Botswana und die Elefantenfrage