Elefanten in Botswana

Warum das irreführend ist: der Mythos „zu vieler“ Elefanten in Botswana

Die IUCN hat den Bedrohungsgrad für afrikanische Savannenelefanten erst vor wenigen Wochen in die Kategorie „stark gefährdet“ hochgestuft, weil ihr Bestand in den letzten 50 Jahren um mehr als 60 Prozent zurückgegangen ist[1]. Allein zwischen 2006 und 2013 ist er v.a. wegen der Wilderei für den Elfenbeinhandel um ein Drittel geschrumpft.

Botswana ist das Land mit der größten verbliebenen Population afrikanischer Savannenelefanten und galt lange Zeit als sicherer Zufluchtsort für die Dickhäuter. Die Elefanten hatten sich auch aus unsicheren, umliegenden Ländern dorthin zurückgezogen, aber Wilderei, Landminen und Zäune halten sie trotz des grenzübergreifenden Schutzgebietes Kaza davon ab, in ihre Ursprungsgebiete zurückzukehren[2]. Die Elefantenzahlen sind jedoch auch in Botswana allein zwischen 2010 und 2016 um 15 Prozent gesunken[3], also ist auch diese Population unter Druck[4].

Dass es sich in Botswana um eine (vermeintlich) zu hohe Populationsdichte handelt, wird von zahlreichen Wissenschaftlern widerlegt. Diese zeigen zudem eine ganze Reihe von Konfliktlösungsmöglichkeiten ohne Trophäenjagd auf, von denen verschiedene auch bereits erfolgreich umgesetzt werden[5] [6] (u.a. Elephants Without Borders, Ecoexist Trust).

Daneben hat Botswana 2019 die Trophäenjagd auf Elefanten aus kommerziellen Interessen und nicht zur „Bestandskontrolle“ wieder aufgenommen, wie Dr. Kabelo Senyatso, Direktor des Dept. of Wildllife and National Parks, erst kürzlich gegenüber der Presse bestätigte[7].

Übrigens zeigt eine aktuelle Veröffentlichung, dass Afrikas Elefanten heute nur noch in einem kleinen Bruchteil ihres potentiellen Verbreitungsgebietes (17 Prozent) leben, der Kontinent jedoch geeigneten Lebensraum für wesentlich mehr Elefanten bieten würde. Die renommierten Wissenschaftler um Dr. Iain Douglas-Hamilton schlagen deshalb vor, mehr und bessere Schutzgebiete zu schaffen und die Koexistenz zwischen Menschen und Tieren zu fördern[8].

Zudem ist es aus wissenschaftlicher Sicht fragwürdig, einzelnen Ländern feststehende Elefantenzahlen zuzuordnen, denn 76 Prozent aller Elefanten leben in (eine oder mehrere) Grenzen überschreitenden Populationen. Die Tiere sind beispielsweise je nach Saison in Angola, Sambia oder Botswana oder etwa tagsüber in Namibia und nachts in Botswana[9].

Botswana verkauft jährlich 300-400 Trophäenjagden auf Elefanten.

Die Zielgruppe sind ältere Bullen mit den größten Stoßzähnen.

Es gibt ca. 130.000 KAZA-Elefanten in Botswana.

50% sind männlich, von den 65.000 sind ca. 5% älter 40-50 Jahre = 3.250 Elefantenbullen.

Wenn also jedes Jahr 300 - 400 von ihnen für das Hobby getötet werden, wird diese lebenswichtige Gruppe von Elefanten in weniger als 10 Jahren verloren sein!

Ältere Elefantenbullen sind am entschlossensten sich zu paaren und sind am attraktivsten für die Elefantenkühe. Außerdem sorgen sie durch ihre Besonnenheit in Bullengruppen dafür, dass die „Youngsters“ sich benehmen.

Das haben rezente Studien ergeben. Also stört die Trophäenjagd auf sie womöglich das Sozialleben und ökologische Gleichgewicht bei den Dickhäutern.

Quellen:

[1] https://www.iucn.org/news/species/202103/african-elephant-species-now-endangered-and-critically-endangered-iucn-red-list
[2] National Geographic, November 2016: Elephant Refugees Flee to Last Stronghold in Africa
[3] The Great Elephant Census | A Paul G. Allen Project (PDF)
[4] IUCN, African Elephant Status Report 2016: An update from the African Elephant Database (PDF)
[5] https://www.researchgate.net/publication/348399560_The_2020_elephant_die-off_in_Botswana
[6] Africa Geographic, August 2019: Scientists write letter to Botswana president about elephants
[7] https://allafrica.com/stories/202104010078.html
[8] Wall et al., Human footprint and protected areas shape elephant range across Africa, Current Biology (2021), https:// doi.org/10.1016/j.cub.2021.03.042
[9] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320717303890