Elefanten in Gefangenschaft

Wir lehnen die Haltung von Elefanten in Gefangenschaft grundsätzlich ab. Die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der hoch intelligenten und sensiblen Grauen Riesen können unter den Bedingungen der Gefangenschaft meist nicht einmal annähernd ausgelebt werden. Ein artgerechtes Leben ist nach unserer Überzeugung für Elefanten somit nur in Freiheit möglich.

Allerdings gibt es Situationen, in denen Elefanten ohne menschliche Unterstützung nicht überleben könnten – und deshalb in geeigneten Auffangstationen oder Sanctuarys untergebracht werden müssen. In Not geraten Elefanten fast immer durch menschliche Einwirkungen: Wenn Elefantenkälber ihre Mütter verlieren, da diese durch Wilderer oder aufgrund von Mensch-Tier-Konflikten getötet werden, sind sie in der Wildnis nicht überlebensfähig. In solchen Fällen leisten Institutionen wie der David Sheldrick Wildlife Trust (DSWT) in Kenia oder die von uns unterstützte Zimbabwe Elephant Nursery (ZEN) vorbildliche Arbeit: Die Elefanten werden im Elefantenwaisenhaus aufgezogen und später ausgewildert.

Elefanten, die in Zirkussen, Tempeln oder im Tourismus über Jahre hinweg missbraucht wurden, leiden so gut wie immer unter schweren körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen. Sie brauchen intensive medizinische Betreuung und könnten ebenfalls in der Wildnis nicht überleben. Um solche Tiere aus erbärmlichen Bedingungen zu retten und ihnen einen friedlichen Lebensabend zu ermöglichen, entstehen immer mehr Sanctuarys, die wir – ebenso wie die Elefantenwaisenhäuser – grundsätzlich für unterstützenswert halten.

DIE HALTUNG VON ELEFANTEN IN ZOOS

Wie oben erläutert, plädieren wir grundsätzlich für eine Beendigung der Elefantenhaltung in Zoos. Solange noch Elefanten in Zoos gehalten werden, sind alle Bemühungen zu begrüßen, die die Lebensbedingungen der Dickhäuter verbessern. Manche Zoos haben hier in jüngster Zeit Fortschritte erzielt. Einige Punkte, die sich auf die Lebensqualität der Tiere auswirken, wollen wir hier beleuchten.

Experten wie Joyce Poole von ElephantVoices haben Kriterien erstellt, die von Zoos berücksichtigt werden sollten, um die Lebensbedingungen ihrer Elefanten so erträglich wie möglich zu gestalten. Hierzu gehören beispielsweise Gemeinschaftshaltung, Haltung im geschützten Kontakt, Verzicht auf das Anketten und den Einsatz des Elefantenhakens (Ankush, Bullhook), keine Trennung von Müttern und ihren Töchtern oder befreundeten Elefanten, Ausstattung der Anlagen mit größtmöglichem Komfort für die Elefanten (Bademöglichkeiten, Schlammsuhlen, Kratzbäume oder -felsen), möglichst abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere (hauptsächlich über Futtersuche), Verzicht auf Zucht und stattdessen Übernahme und Unterbringung von Elefanten aus schlechterer Haltung (z. B. aus Zirkussen, oder Zoos mit Einzelhaltung), sowie vor allem der Verzicht auf den Import von Wildfängen.

Ein kontrovers diskutiertes Thema stellen die Zuchtversuche in Zoos dar. Die reine Erhaltungszucht zielt darauf ab, innerhalb der Zoos stabile Bestände von möglichst vielen Arten zu bilden. Auf Wildfänge zu verzichten ist grundsätzlich begrüßenswert. Jedoch werden oft auch Arten gezüchtet, deren Haltung in Zoos insgesamt problematisch ist – so auch im Falle von Elefanten.

Bei Elefanten gelingt es zwar, die Zahl der Geburten zu erhöhen. Allerdings überlebt ein Großteil der in Zoos geborenen Kälber nur für kurze Zeit, und ihr Tod stellt für die Elefantenmütter eine enorme emotionale Belastung dar. Außerdem werden in Zoos überwiegend männliche Elefanten geboren, und gerade für diese gibt es nach wie vor zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten. Die meisten Zoos bieten Platz für mehrere Kühe und Kälber – aber nur für einen oder höchstens zwei Bullen.

Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) wird zunehmend auch das Ziel verfolgt, Nachzuchten an Auswilderungsprojekte abzugeben und so die wild lebenden Populationen zu unterstützen.

Tatsächlich ist es in einzelnen Fällen gelungen, in Freiheit bereits ausgestorbene Arten in Gefangenschaft nachzuzüchten und wieder auszuwildern. So etwa beim Przewalski-Urwildpferd, dem Wisent und der Mhorr-Gazelle. Zwar weisen diese „wiederbelebten“ Populationen eine geringe genetische Vielfalt auf, doch könnte die genetische Bandbreite bei gutem Management durchaus wieder wachsen. In anderen Fällen konnten Arten, die in Freiheit auf kleine Restpopulationen reduziert waren, durch Nachzuchten aus Zoos aufgestockt und stabilisiert werden. So etwa beim Alpensteinbock, der Abbruzzen-Gämse, der Wildkatze, dem Luchs, dem Waldrapp und verschiedenen Arten südamerikanischer Krallenaffen.

Bei Elefanten kommt diese Möglichkeit indes kaum in Betracht. Eine Auswilderung von im Zoo geborenen und aufgewachsenen Tieren scheint hier kaum denkbar: Das komplexe Sozialleben und die Übertragung von überlebensnotwendigem Wissen durch ältere, erfahrene Individuen lassen sich in Zoos nicht verwirklichen. Wie bereits erwähnt sollten überdies weibliche Elefantenkälber nie von ihren Müttern getrennt werden. Dasselbe gilt für „befreundete“ Elefanten.

Ein Hauptproblem wildlebender Elefanten – der fortschreitende Verlust an Lebensraum – lässt sich zudem durch Zuchtprogramme nicht lösen. Sowohl in Afrika wie auch in Asien schrumpfen die Lebensräume der Dickhäuter dramatisch. Um die daraus entstehenden Mensch-Tier-Konflikte zu entschärfen, müssen dringend Strategien entwickelt werden.

Aus Sicht des Artenschutzes erweist sich somit nur ein geringer Teil der Zuchtprogramme als sinnvoll und erfolgversprechend. Aus Sicht des Tierschutzes sind diese Diskussionen indes zweitrangig. Hier geht es in erster Linie um das Wohl einzelner Tiere, die bereits in Gefangenschaft leben. Eventuelle Nachkommen für Auswilderungsprojekte spielen hier eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt erfüllen nur wenige Zoos derzeit die oben genannten Kriterien für artgerechte Elefantenhaltung auch nur annähernd; und selbst solche Zoos sind als Notlösungen zu betrachten, die ein gutes Sanctuary oder das Leben in Freiheit nicht ersetzen können. Dennoch sind alle Maßnahmen zu begrüßen, die das Leid von Elefanten in Gefangenschaft reduzieren.

UNSERE POSITIONEN UND STELLUNGSNAHMEN

Gemeinsame Stellungnahme von 15 Tier- und Artenschutzorganisationen zum Referentenentwurf - Dezember 2020
„Tierschutz-Zirkusverordnung - TierSchZirkV" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
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Gemeinsame Stellungnahme von 15 Tier- und Artenschutzorganisationen zum Referentenentwurf - Dezember 2018
„Tierschutz-Zirkusverordnung – TierSchZirkV" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
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WEITERFÜHRENDE LINKS

Über den Missbrauch von Elefanten mit Elefantenhaken:
https://www.elephantvoices.org/elephants-in-captivity-7/about-the-bull-hook.html/